Hate Speech - Hasskommentare (2020)

Annotierte Materialien für die medienpädagogische Arbeit

1. Einstieg

2. Zur Begriffsklärung

3. Zur Einordnung

4. Materialien für Unterricht und Jugendarbeit

5. Unterstützungsangebote

5. Unterstützungsangebote

Im bereits beendeten Projekt WERTE LEBEN – ONLINE, einem Modellprojekt des JUUUPORT e. V., wurden interessierte Jugendliche zu “Scouts“ fortgebildet, um in Webinaren und in Social Media Aktionen gegen Hass und Intoleranz im Netz anzugehen. Einige Informationstexte und Handlungsvorschläge sind weiterhin über die Website zugänglich. Die Webinare von je 60 Minuten wie z.B.

  • "Haters gonna hate!? - Hass in der digitalen Kommunikation"
  • "Schau nicht weg! - bei Cybermobbing"
  • "Respektvoll in Online-Games"

sollen weiterhin über JUUUPORT angeboten werden. Sie richten sich an Schulklassen (5. – 9. Klasse) und Jugendgruppen.

Die Initiative Reconquista Internet versteht sich als “digitale Bürgerrechtsbewegung, die für mehr Menschlichkeit, Respekt und Vernunft im Netz eintritt.“

Ihre Site Hassmelden verspricht:
“Meldungen, deren Inhalte vermutlich strafrechtlich relevant sind, werden direkt an die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main weitergegeben, dort bearbeitet und gegebenenfalls strafrechtlich verfolgt.“

(Die ZIT kooperiert auch mit den Initiativen https://hateaid.org/ "HateAid" und https://www.ichbinhier.eu/ "#ichbinhier" )

Auf Facebook gibt es seit Dezember 2016 die moderierte Gruppe #ichbinhier, deren mittlerweile rund 45.000 Mitglieder mit eigenen Posts auf Hass und Fake News auf Facebook reagieren und sich gegenseitig stärken. Sie agieren weit überwiegend auf den Seiten großer Medien mit mehr als 100.000 Followern. “Im Wesentlichen wurden täglich die großen Medienseiten (z.B. Tagesschau, ZDF heute, BILD, SPIEGEL ONLINE, Welt, FOCUS Online) daraufhin gesichtet, ob sich dort unter Artikeln unsachliche, pauschalisierende, (auf-)hetzende und/oder herabwürdigende Kommentare fanden. Hatten die Moderatoren eine solche Kommentarspalte gefunden, wurde innerhalb der Facebook-Gruppe eine "Aktion" ausgerufen: Jedes Mitglied konnte sich dann frei von Vorgaben jeglicher Art daran beteiligen, dem Hass und der Hetze durch eigene Kommentare entgegenzutreten. Einzige Regel: die Sachlichkeit und der Respekt vor dem Gegenüber musste gewahrt bleiben.“

Quelle: Kreißel, P. u.a., Hass auf Knopfdruck - Rechtsextreme Trollfabriken und das Ökosystem koordinierter Hasskampagnen im Netz, S. 9

Ein Beispiel:
Cornelia Heyken: Gemeinsam gegen den Hass
Margot Käßmann wurde Ziel einer Hasswelle. Doch plötzlich tauchten überall freundliche Kommentare mit dem Hashtag #ichbinhier auf.

Zur Unterstützung dieser Aktivitäten und zu weitergehenden “Maßnahmen zur Sensibilisierung bei Hass im Netz“ wurde 2018 der gemeinnützige Verein ichbinhier e.V. gegründet.

ichbinhier e.V. gemeinsam für digitale Zivilcourage! (4:35 min)

HateAid ist eine gemeinnützige GmbH. die im Jahr 2018 von Campact e.V. und Fearless Democracy e.V. gegründet wurde. “HateAid klärt über die gesamtgesellschaftlichen Gefahren für Demokratie und Meinungsfreiheit auf. Wir stärken diejenigen, die Gewalt im Netz ausgesetzt sind, und zeigen potentiellen Täter*innen, dass ihre Taten Konsequenzen haben.“

Sie bietet Betroffenen Erstberatung, weitergehende persönliche Beratung und Unterstützung bei Anzeigenerstattung. In geeigneten Fällen übernehmen sie bei Zivilklagen die Kosten für anwaltliche Beratung und ein Gerichtsverfahren.

HateAid – Wir begleiten dich bei online Hassrede (2019)

Unter dem Motto "Verfolgen statt nur löschen" verfolgt in NRW ein Sonderdezernat der Staatsanwaltschaft in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Medien und mehreren Medienhäusern strafrechtlich relevante Hasskommentare, insbesondere gravierende Fälle politisch motivierter Hassrede.

80 Beschuldigte wurden bereits ermittelt und einige davon bereits angeklagt und verurteilt.

No Hate Speech Movement Deutschland

Die Initiative des Europarats gegen Hassreden im Netz “No Hate Speech Movement“ wird in Deutschland vom Neue Deutsche Medienmacher e. V. koordiniert. Das Nationale Komitee der No Hate Speech Bewegung ist “ein breites Bündnis aus Zivilgesellschaft und Politik, das sich gemeinsam Hass und Hetze im Netz entgegenstellt und sich für eine zivile Debattenkultur im Netz einsetzt.“ In der gemeinsamen Erklärung vom 22. Juli 2019 heisst es u.a. “Eine kleine Minderheit wünscht sich, dass wir alle in Schock verharren oder uns sogar aus den Sozialen Netzwerken vertreiben lassen, während im Internet menschenverachtender Hass und demokratiefeindliche Hetze verbreitet wird. ... Das No Hate Speech Movement in Deutschland stellt sich gegen diesen Hass.“ Quelle: Website Deutscher Bundesjugendring

Die No Hate Speech Bewegung stellt einen Helpdesk, einen Leitfaden und diverse Materialien zum Umgang mit Hass im Netz bereit. Beim Helpdesk gibt es Empfehlungen zu “Was man tun und wissen sollte, um Hate Speech vorzubeugen und sich zu schützen.“ “Welche Gegenmaßnahmen wirken am effektivsten gegen welche Formen der Hassrede?“ “Was man hinterher machen kann und wer einem dabei hilft.“

Erste Hilfe bieten dort z.B. “Zehn Goldene Regeln im Umgang mit Hass im Netz“

Das renommierte ServiceBureau Jugendinformation hatte für sein Projekt denk-net spezielle Workshop-Module für Jugendliche ab 14 Jahren entwickelt, die auch nach Beendigung des Projekts weiterhin bundesweit angeboten werden.
“Der #denk_net – Ansatz zielt darauf ab, die Jugendlichen auf einer emotionalen Ebene zu erreichen und direkt an ihren Lebensalltag anzuknüpfen. Mittels erlebbarer und zielgruppengerechter Methoden wollen wir auch solche Jugendlichen ansprechen, die sich von den meist einfachen Aussagen von Hate Speech und Fake News potenziell angesprochen fühlen. Junge Menschen sollen dadurch zu einem kritischen Umgang mit entsprechenden Inhalten befähigt werden.“

Das neue Projekt ab januar 2020 #future_fabric: demokratie. digital. Denken arbeitet u.a. zu den Fragen
“Wie kann antidemokratischen Einstellungsmustern präventiv und partizipativ begegnet werden?
Welche Beteiligungsformate sind notwendig, um junge Menschen in politische Prozesse und Entscheidungen einzubeziehen?“

Die Site der Amadeu Antonio Stiftung bietet konkrete Vorschläge, wie man mit Hate Speech im Netz umgehen kann. Die Stiftung publiziert hierzu auch Handreichungen und Broschüren, die kostenfrei bestellt oder als PDF-Datei heruntergeladen werden können. Beispiele:

Auf Belltower.news, dem “Portal für eine digitale Zivilgesellschaft“, bietet die Stiftung dazu aktuelle Informationen, darunter auch eine Übersicht über Beratungsstellen gegen Rechtsextremismus in den einzelnen Bundesländern.

Die Stiftung bietet in fast allen Bundesländern vielfach erprobte Workshops zum Umgang mit Hass im Netz an. “Inzwischen vermitteln über 40 Trainer_innen in fast allen Bundesländern das Workshop-Konzept, das von den pädagogischen Fachkräften der Stiftung erarbeitet wurde, an junge Menschen im schulischen und außerschulischen Kontext.“

Für eine erste Hilfe bietet sie eine neunteilige Flyerreihe “Was tun bei Hate Speech?“ an.

Viele der oben genannten Projekte wurden durch das Bundesprogramm “Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert (vergleiche den Überblick Förderperiode 2015 – 2019).

Das Programm stellt weiterhin einen wesentlichen Bereich der ressortübergreifenden Strategie der Bundesregierung zur Extremismusprävention und Demokratieförderung dar:
Die zweite Förderperiode dieses Bundesprogramms läuft von 2020 – 2024. “Das Bundesprogramm legt seinen Schwerpunkt auf die Förderung von zivilgesellschaftlichem Engagement vor Ort.“

Allerdings seien “viele Projekte zum Umgang mit Hate Speech und zu Medien- und Informationskompetenz aus der Förderung gefallen, da die gesamte Fördersäule "Umgang mit Hate Speech“ gestrichen wurde.“ ( Amadeu Antonio Stiftung, Stellungnahme zum Entwurf des erweiterten NetzDG, 17.01.2020)

Für alle, die – auch in Schule und außerschulischer Bildung - Kontakte für Unterstützung und Kooperation suchen, ist die differenzierte Übersicht der Landes-Demokratiezentren hilfreich.

1. Einstieg

2. Zur Begriffsklärung

3. Zur Einordnung

4. Materialien für Unterricht und Jugendarbeit

5. Unterstützungsangebote