Rede von Staatsminister Bernd Neumann zur Verleihung des Deutschen Computerspielpreises 2009
(Auszüge)

"... Im November 2007 hat der deutsche Bundestag den Beschluss "Wertvolle Computerspiele fördern, Medienkompetenz stärken" verabschiedet. Darin wurde die Bundesregierung aufgefordert, ich zitiere: "Einen Preis für qualitativ hochwertige sowie kulturell und pädagogisch wertvolle Computerspiele zu initiieren und diesen sowie dessen Finanzierung unter Beteiligung der Wirtschaft zu realisieren". ...

In zehn Sparten vergeben wir Preise. Das zeigt, wie sehr die digitalen Spiele inzwischen ihren Kinderschuhen entwachsen und zu einem zeitgenössischen Kulturgut geworden sind. Sie beeinflussen nicht nur andere Medien, sondern auch Kunst und Musik. Und sie werden zunehmend selbst zu einem Ort, an dem Künstler und Musiker Neues erproben. Schließlich hat sich das Spektrum digitaler Spiele in jüngster Zeit auch thematisch enorm erweitert. Dadurch werden auch neue Zielgruppen erreicht.

Der Deutsche Computerspielpreis ist jedoch mehr als nur eine Reaktion auf die fundamentale Veränderung der Medienangebote und der Mediennutzung im digitalen Zeitalter - er ist ein Mittel, diesen Wandel auch zu gestalten. Er ist kein Branchenpreis wie der "Deutsche Entwicklerpreis" oder die "Lara", denn hier geht es nicht nur um Ideenreichtum und technische Brillanz, sondern um gesellschaftliche Verantwortung.

Da ist zuerst die Verantwortung für die in erster Linie jugendlichen Nutzer. Man kann die Augen nicht davor verschließen, dass Computerspiele im Alltag der meisten Kinder und Jugendlichen eine große Rolle spielen, sie sind quasi zu einem Leitmedium geworden. Darin liegt meines Erachtens auch eine große Chance. Digitale Spiele können jungen Menschen auf spielerische Weise an Themen heran führen, die für ihre persönliche, schulische oder berufliche Entwicklung bedeutsam sind. Sie können die kognitiven, technischen und kommunikativen Fertigkeiten von Kindern und Jugendlichen fördern. Solche Spiele wollen wir auszeichnen. Dabei ist es natürlich wichtig, dass Ästhetik, Phantasie und Spielfreude nicht zu kurz kommen.

Wir wollen mit der Computerspielindustrie aber auch eine wichtige Branche der Kultur- und Kreativwirtschaft in den Fokus rücken. Nach neusten Erhebungen arbeiten in der Software- und Games-Industrie derzeit 345.100 Erwerbstätige. Mit einem Umsatz von 26,5 Mrd. in 40.800 Unternehmen ist die Software- und Games-Industrie die am stärksten wachsende Teilbranche der Kultur- und Kreativwirtschaft.

... Meine Damen und Herren, die an Qualität und pädagogischem Wert orientierte Konzeption des Deutschen Computerspielpreises ist auch eine Antwort auf die jüngste Diskussion über die Gefahren digitaler Spiele. Die Auszeichnung kann eine Empfehlung für Eltern sein, aber sie kann Eltern nicht ersetzen.

Auch wenn ich einer restriktiveren gesetzlichen Regelung bezüglich Gewalt verherrlichender oder die Menschenwürde verletzender Spiele bzw. einer Verbesserung des Vollzugs bestehender gesetzlicher Regelungen positiv gegenüberstehe, bin ich doch überzeugt, dass auch das schärfste Gesetz Missbrauch nicht gänzlich vermeiden kann. Deshalb müssen alle gesellschaftlichen Gruppen ihre Verantwortung wahrnehmen. Allen voran Eltern, Lehrer, Unternehmen.

Eine breitere Vermittlung von Medienkompetenz ist hierzu unerlässlich."

... Der komplette Text der Rede ist über den Bereich "Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien" auf http://www.bundesregierung.de erreichbar.