Verena Ketter, Mobile Jugendmedienbildung im Sozialraum (2011)

Handlungsorientierte Medienpädagogik mit dem Internet war bislang an einen Festnetzanschluss gebunden. Medienentwicklungen wie das Web 2.0 und mobile Technologien begünstigen nun auch eine mobile Jugendmedienbildung. wi&you, das Kinder- und Jugendportal des Amtes für Soziale Arbeit Wiesbaden, ist ein sozialraum– und lebensweltbezogenes Medienprojekt, das zur Vernetzung und Aufbereitung von medienpädagogischen Aktivitäten genutzt wird. Es verwendet die Partnerportalsoftware von netzcheckers.net.

Unmittelbar im Stadtteil der Jugendlichen an ihren Aufenthaltsorten kann heute Medienbildung stattfinden. Mit mobiler Medientechnologie ausgestattet kann Jugendarbeit Heranwachsende dort aufsuchen und ihnen die Möglichkeiten multimedialer Selbstnarrationen eröffnen. Schmidt beschreibt Selbstnarrationen als Erzählungen über die eigene Person, die den Individuen als Rahmen der eigenen Identität und zur Einbettung in die eigene Lebenswelt dienen.1

Die Jugendlichen können sich mit Identitätsfragen wie "Was zeichnet mich aus?", "Was ist typisch für mich?" und ihrer Umwelt direkt im Sozialraum auseinandersetzen. Die Erfahrungen des eigenen Selbst im Verhältnis zur Lebenswelt präsentieren die Heranwachsenden als Tonaufnahme oder Bilderclip auf einer Landkarte im Internet.

Vergleichbar mit der "Nadelmethode"2, einer Methode der Sozialraum- und Lebensweltanalyse mit Kindern und Jugendlichen, werden auf einer den Sozialraum darstellenden Online-Karte Pins gesetzt. Mit diesen virtuellen Pins werden die multimedialen Selbstnarrationen der Jugendlichen zum Beispiel auf eine Karte von Google Maps eingebunden und können durch einen Mausklick wahrgenommen werden.

Zugleich verorten sich die Jugendlichen damit im Sozialraum und zeigen für sie bedeutsame Plätze im Stadtteil bzw. stellen Öffentlichkeit für ihre Interessen her. Die Selbstdarstellungen auf der Online-Landkarte repräsentieren eine direkte und authentische Form von Partizipation, eine sozialräumliche Beteiligung und Mitgestaltung, die insbesondere für Jugendliche aus sozial- und bildungsbenachteiligten Milieus geeignet ist.

Mobile Spurensuche mit QR-Codes und Internet

Um Kinder an Internet und Web 2.0 heranzuführen, ihnen kreativ neue Erfahrungsräume und die bewusste Wahrnehmung ihres Lebensraums zu eröffnen, wurde die Mobile Spurensuche konzipiert, die mittels einer Google-Maps-Karte auch andere Kinder in Wiesbaden nachspielen können. An diesem Projekt für Kinder ab sechs Jahren nahmen in zwei Wochen acht Kindereinrichtungen der Stadt Wiesbaden teil. Jeweils am Projekttag der Einrichtung wurde den teilnehmenden Kindern ein QRCode auf einer Internetseite präsentiert. Diesen Code entschlüsselten sie nicht per Handy, sondern mit kostenlosen Online-Anwendungen. Anschließend lösten die Kinder das im QR-Code enthaltene Rätsel, das sie zu einem Ort in ihrem Sozialraum führte, an dem sie einen weiteren QR-Code fanden. Zum Beweis fotografierten sich die Kinder mit dem QR-Code an der Fundstelle, nahmen den entdeckten Code mit und entschlüsselten ihn wieder am Computer. Als Lösung erhielten sie einen Buchstaben, den sie auf eine Internetseite eintrugen. Das Lösungswort ergab sich, sobald alle teilnehmenden Einrichtungen ihren Lösungsbuchstaben eingetragen hatten.

Anmerkungen

  1. Schmidt, J. (2006): Weblogs. Eine kommunikationssoziologische Studie. Konstanz: UVK
  2. Kirsch, R. (2009): Sozialräumliche Methodik der Jugendarbeit. Aktivierende Zugänge und praxisleitende Verfahren. Weinheim, München: Juventa

Quelle

www.wiandyou.de
Verena Ketter, Amt für Soziale
Arbeit Wiesbaden, Abteilung Jugendarbeit wi&you

Der Text steht unter der Creative-Commons-Lizenz "Namensnennung - nicht kommerziell - keine Bearbeitung".
Quelle: "Jugend online", Herausforderungen für eine digitale Jugendbildung, Projektdokumentation 2006-2011;
Die Dokumentation kann als PDF-Datei kostenfrei heruntergeladen werden.