Erklärung: Wissenschaftler gegen massenhafte Überwachung (2014)

Academics Against Mass Surveillance

Last summer it was revealed, largely thanks to Edward Snowden, that American and European intelligence services are engaging in mass surveillance of hundreds of millions of people.

Intelligence agencies monitor people's Internet use, obtain their phone calls, email messages, Facebook entries, financial details, and much more. Agencies have also gathered personal information by accessing the internal data flows of firms such as Google and Yahoo. Skype calls are "readily available" for interception. Agencies have purposefully weakened encryption standards - the same techniques that should protect our online banking and our medical files. These are just a few examples from recent press reports. In sum: the world is under an unprecedented level of surveillance.

This has to stop.

The right to privacy is a fundamental right. It is protected by international treaties, including the International Covenant on Civil and Political Rights and the European Convention on Human Rights. Without privacy people cannot freely express their opinions or seek and receive information. Moreover, mass surveillance turns the presumption of innocence into a presumption of guilt. Nobody denies the importance of protecting national security, public safety, or the detection of crime. But current secret and unfettered surveillance practices violate fundamental rights and the rule of law, and undermine democracy.

The signatories of this declaration call upon nation states to take action. Intelligence agencies must be subjected to transparency and accountability. People must be free from blanket mass surveillance conducted by intelligence agencies from their own or foreign countries. States must effectively protect everyone's fundamental rights and freedoms, and particularly everyone's privacy.

January 2014

The Declaration is an initiative of Prof. Nico van Eijk, Prof. Beate Roessler, Frederik Zuiderveen Borgesius & Manon Oostveen (University of Amsterdam).

Wissenschaftler gegen massenhafte Überwachung

Im letzten Sommer kam ans Licht, vor allem dank Edward Snowden, dass amerikanische und europäische Geheimdienste die massenhafte Überwachung von Hunderten von Millionen Menschen betreiben.

Geheimdienste überwachen die Internet-Nutzung, Telefonanrufe, E-Mails, Facebook-Einträge, Zahlungsdetails und weit mehr. Die Dienste haben auch persönliche Informationen gesammelt, indem sie auf den internen Datenverkehr von Unternehmen wie Google und Yahoo zugriffen. Skype-Telefonate sind für Überwachung "leicht verfügbar". Geheimdienste haben absichtlich Verschlüsselungsstandards geschwächt - genau jene Verfahren, die unser Online-Banking und unsere medizinischen Daten schützen sollen. Dies sind nur einige Beispiele aus bisherigen Pressemeldungen. Zusammengefasst: Die Welt wird in einem bislang ungekanntem Ausmaß überwacht.

Das muss aufhören.

Das Recht auf Privatsphäre ist ein Grundrecht. Es wird von internationalen Verträgen geschützt, einschließlich dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte und der Europäischen Menschenrechtskonvention.

Ohne Privatsphäre können Menschen ihre Meinung nicht frei äußern und Informationen nicht frei suchen und empfangen. Zudem verkehrt die massenhafte Überwachung die Unschuldsvermutung in eine Schuldvermutung.

Niemand bestreitet die Wichtigkeit des Schutzes der nationalen Sicherheit, der öffentlichen Sicherheit und der Aufdeckung von Straftaten. Aber die derzeitige geheime und uneingeschränkte Überwachungspraxis verletzt die Grundrechte und die Rechtsstaatlichkeit, und sie untergräbt die Demokratie.

Die Unterzeichner dieser Erklärung rufen die Nationalstaaten zum Handeln auf. Geheimdienste müssen den Prinzipien der Transparenz und der Rechenschaftspflicht unterworfen sein. Menschen müssen frei sein von umfassender Massenüberwachung durch Geheimdienste ihrer oder anderer Staaten.

Staaten müssen die Grundrechte und Grundfreiheiten aller Menschen effektiv schützen, insbesondere die Privatsphäre aller Menschen.

Januar 2014

Dieser Aufruf ist eine Initiative von Prof. Nico van Eijk, Prof. Beate Roessler, Frederik Zuiderveen Borgesius und Manon Oostveen (Universität Amsterdam).

(Er wurde bisher von weit über 200 Wissenschaftlern unterzeichnet.)

Quelle

Bericht im Spiegel