"Wie Medien sein sollten" - Diskussionspapier von Vertretern der gesellschaftlichen Gruppen in der Medienkommission der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) (2010)

Die Vertreter der gesellschaftlichen Gruppen in der Medienkommission hatten sich 2010 auf ein gemeinsames Positionspapier geeinigt. Wir dokumentieren hier einige Aussagen mit direktem Bezug zur Medienkompetenzförderung:

"Meinungsvielfalt muss angesichts wachsender Medienkonzentration, der Neuausrichtung der Verlage auf cross-mediale Medienhäuser und der Dominanz von Internetdiensten wie Google neu definiert und gemessen werden. Durch interaktive Medien werden aus Zuschauern Nutzer, die als Objekt und Subjekt in Erscheinung treten. Dies erfordert Maßnahmen des Nutzerschutzes vom Datenschutz bis zur Medienkompetenzentwicklung." (S.2)

"Um die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können und die damit einhergehenden Risiken zu erkennen, muss die Kompetenz der Nutzer wachsen, mit den zunehmenden medialen Möglichkeiten umzugehen. Dies unterstellt Neugier, Experimentieren, Anwendungserfahrung, Bildung und Transparenz von Entwicklungen. Gleichzeitig braucht man aber auch die finanziellen Mittel, sich technologische Entwicklungen anzueignen. Mediale Grundversorgung muss im Zeitalter von Google neu definiert werden." (S.3)

"Vor allem im Internet und bei allen zu erwartenden weiteren Entwicklungen neuer Medien müssen die Schutzinteressen von Kindern und Jugendlichen Vorrang vor grenzenloser Freiheit des Einzelnen haben. Wir erwarten mehr Einsatz in der Medienerziehung auch für Eltern. Wir wollen Kinder durch Medienkenntnis stärken. Aber auch Medienmacherinnen und Medienmacher müssen ihre Verantwortung wahrnehmen." (S.4)

"Uns sorgt, dass gesellschaftliche Teilhabe an den Medien auf Medienkompetenzentwicklung im Sinne eines "richtigen Konsums" von Medien verkürzt wird. Die ist wichtig, aber nicht ausreichend. Der Verweis auf das Internet als neuem Partizipationsraum am medial vermittelten Diskurs greift zu kurz. Denn das Internet muss als komplementär zum herkömmlichen Angebot von Hörfunk und Fernsehen bewertet werden.

Die Aufgabe, Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger an diesem Raum der politischen Kommunikation zu fördern, hat sich keineswegs erledigt. Dies wird auf europäischer Ebene durchaus anerkannt. So wird in der Entschließung der Europäischen Union zu community media 2008 betont, dass die Regierungen "statt eines rein passiven Konsums der Medien eine freiwillige aktive Beteiligung an der Schaffung von Medieninhalten fördern sollten", weil sie "eine umfassende, wenn auch weitestgehend nicht wahrgenommene Rolle in der Medienlandschaft, insbesondere für lokale Inhalte, spielen und zu innovativen, kreativen und vielfältigen Inhalten beitragen." (EU 2008).

Wir wünschen uns deshalb, dass Bürgermedien gefördert und institutionell gesichert werden. Wir brauchen ein breit angelegtes Programm, um vor dem Hintergrund der neuen Medien und des sich verändernden Mediennutzungsverhalten neue Möglichkeiten von Bürgermedien zu erforschen und zu erproben." (S.6) Quelle

Das sechsseitige Positionspapier kann als PDF-Datei kostenfrei heruntergeladen werden.