Grundlegende Handlungsempfehlungen des Koordinationskreises Medienpädagogik Baden-Württemberg (Stuttgart, den 02.04.2009)

Die Antwort der Landesregierung auf die Anfrage des Landtags an die Landesregierung, an der sich alle Fraktionen des Landtags beteiligt haben (Landtagsdrucksache 14 / 2432 vom 29.02.2008), macht deutlich, dass im Bereich der Medienpädagogik und präventiver Medienarbeit auch weiterhin großer Handlungsbedarf besteht.

Die Unterzeichner dieses Papiers nehmen die oben zitierte Antwort der Landesregierung zum Anlass, den Handlungsbedarf aus ihrer Sicht zu konkretisieren und auf einige Anliegen besonders hinzuweisen.

Alle unterzeichnenden Organisationen und Einrichtungen leisten schon seit langer Zeit in den unterschiedlichsten Bereichen der Medienpädagogik wertvolle Arbeit. Im "Koordinationskreis Medienpädagogik" informieren sie sich seit etlichen Jahren gegenseitig über ihre aktuelle Arbeit, stimmen diese gegenseitig ab, und entwickeln daraus auch Kooperationen. Die Profile der einzelnen Institutionen sind aus deren Selbstdarstellung in der Übersichtstabelle zu entnehmen.

Die Unterzeichner bieten an, das im Koalitionsvertrag der Landesregierung verankerte "Kindermedienland Baden-Württemberg" mitzugestalten und die hierzu noch zu entwickelnden Konzepte umzusetzen.

Problemlagen

Der ständige technische und gesellschaftliche Wandel – insbesondere im Medienbereich verändert die Lebenswelt von Kinder- und Jugendlichen immer rasanter – erfordert Flexibilität und Handlungsfähigkeit all jener, die Bildungs- und Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen organisieren und durchführen.

Die ständigen Veränderungen der digitalen Medientechnik und der Medienangebote stellen die Medienpädagogik vor große Herausforderungen, auch im Bereich des Jugendmedienschutzes. Es bedarf einer präventiven Medienbildung, die Kinder und Jugendliche bei einem verantwortungsvollen Medienumgang unterstützt und dafür sorgt, dass der restriktive Kinder- und Jugendmedienschutz nicht allzu sehr in Anspruch genommen werden muss.

Dabei wird Projektförderung grundsätzlich nicht abgelehnt. Sie kann vor allem dann hilfreich sein, wenn neue medienpädagogische Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln sind. Eine dauerhafte und verlässliche Förderung ist jedoch notwendig, um möglichst viele Kinder und Jugendliche bei der Entwicklung von Medienkompetenz zu fördern und zu unterstützen.

Die mangelnde medienpädagogische Ausbildung vieler PädagogInnen verhindert ein flexibles und situationsangemessenes Handeln. Eine ständige Aus-, Fort- und Weiterbildung auf allen Ebenen ist notwendig. Dazu gehören eine medienpädagogische Grundbildung (im Sinne von Mindeststandards) aller pädagogischen Fachkräfte sowie eine vertiefte Ausbildung für spezielle Problemfelder. Die Schaffung einer "Unterstützungsstruktur" für medienpädagogische Ausbildung würde solche Ausbildungsgänge tatkräftig fördern.

Aufgaben und grundlegende Handlungsempfehlungen

  • Eine "Unterstützungsstruktur" für die medienpädagogische Ausbildung schaffen:
    Dazu gehört ein Pool an MitarbeiterInnen, die MedienpädagogInnen aus-, fort- und weiterbilden, die medienpädagogische Konzepte entwickeln und fortführen, und die dazu auch die notwendigen Unterlagen und Arbeitsmaterialien im Rahmen von "Open Content" bereitstellen. Neben personellen Ressourcen ist eine Investition in die Technik notwendig, das heißt, dass eine dauerhafte Versorgung mit guter, preisgünstiger Hard- und Software bereitgestellt wird.
  • Im Bereich der Ausbildung von ErzieherInnen in Kindergärten, Lehrkräften an Schulen, SozialpädagogInnen in der Kinder- und Jugendarbeit, ErwachsenenbildnerInnen in der Eltern- und Familienbildung ist eine medienpädagogische Grundbildung nötig, die ein Basiswissen in den Bereichen Medienerziehung, Lernen, Gestalten und Kommunizieren mit Medien vermittelt.
  • Vernetzung in Themenbereichen:
    Die Bündelung und Zusammenarbeit der medienpädagogischen Fachkräfte ist dringend erforderlich. Dazu sind Verfahren zu entwickeln, wie die in den vielfältigen Themenbereichen bereits vorhandenen Akteure eingebunden und vernetzt werden können. Bereits vorhandene Netze und Netzwerke sollten erhalten und für diese Aufgabe genutzt und weiterentwickelt werden. Für die einzelnen Themenbereiche ist jeweils eine Grundqualifikation zu definieren und bereitzustellen.
  • Förderung von bildungsbenachteiligten Sozialmilieus:
    Hier gilt es zunächst, die vielschichtigen Problemlagen zu berücksichtigen und speziell daraufhin entwickelte Konzepte bereitzustellen. Anstelle bei Kindern und Jugendlichen aus bildungsbenachteiligten Sozialmilieus einseitig Defizite zu betonen sollte deutlicher an vorhandenen Potenzialen und Stärken angesetzt werden. Handlungs- und praxisbezogene Arbeitsformen sind besonders zu fördern. Eine Zusammenarbeit von MedienpädagogInnen und SozialpädagogInnen bzw. SozialarbeiterInnen ist in diesem Arbeitsfeld sicherlich von Vorteil. Ziel muss es hier sein, letztendlich alle Personen zu erreichen.
  • Eltern aktiv einbeziehen:
    Eltern und erziehungsbeauftragte Personen sind aktiv in die Medienarbeit einzubeziehen. Nur auf diesem Weg können langfristig Erfolge erzielt werden. Medienpädagogik/Medienbildung ist eine dauerhafte gesellschaftliche Aufgabe, die kontinuierlich weiterzuentwickeln ist. Die Förderung und Finanzierung dieser Aufgabe muss systematisch und nachhaltig erfolgen.

Unterzeichner:

AGJF
AJS
Akademie der Jugendarbeit Baden Württemberg
Evang. Medienhaus GmbH
GMK
LFK
LJR
LKJv LMZ BW
LpP
MfG
PH Ludwigsburg/Abtlg. Medienpädagogik
VHS Stuttgart