Bildungs- und Qualifikationsziele von morgen. Vorläufige Leitsätze des Forum Bildung (2001)

Auf der Grundlage des Berichts einer Expertengruppe hatte das Forum Bildung 2001 für die weitere Diskussion richtungsweisende Leitsätze beschlossen. Wir dokumentieren hier die Kernaussagen:

I. Drei Zieldimensionen

Bildung und Qualifikation zielen immer auf Entwicklung der Persönlichkeit, Teilhabe an der Gesellschaft und Beschäftigungsfähigkeit. Diese drei Zieldimensionen lassen sich nicht voneinander trennen.

II. Kompetenzansatz statt Wissenskanon

In einer auf Pluralität und ständigem Wandel gegründeten Gesellschaft kann der Weg zur Realisierung dieses umfassenden Bildungsbegriffs nur über den Erwerb von Kompetenzen führen, die den Einzelnen zur Orientierung und zum produktiven Umgang mit Pluralität und Wandel befähigen. Zu diesen Kompetenzen zählen vor allem:

  • Lernkompetenz (Lernen des Lernens),
  • die Verknüpfung von "intelligentem" inhaltlichen Wissen mit der Fähigkeit zu dessen Anwendung,
  • methodisch-instrumentelle (Schlüssel-)Kompetenzen, insbesondere im Bereich Sprachen, Medien und Naturwissenschaften,
  • soziale Kompetenzen sowie
  • Wertorientierungen.

III. Lernen des Lernens

Lernprozesse selbst müssen wesentlich stärker zum Gegenstand von Bildung werden. Lernkompetenz (Lernen des Lernens) kann nicht durch ein neues Schulfach vermittelt werden, sondern muss in das Lernen von Inhalten fachlicher Lehr-/Lerneinheiten in allen Bildungsabschnitten ab dem Kindergarten integriert werden.

IV. Fach- und Methodenkompetenz

Fachkompetenz setzt solides inhaltliches Wissen voraus. Zur Fachkompetenz gehört aber gleichermaßen die Fähigkeit zur Anwendung dieses Wissens; dieser Aspekt muss stärkeres Gewicht in Lehre und Unterricht erhalten. Hinzu kommen überfachliche (Schlüssel-)Kompetenzen insbesondere im Bereich Sprach- und Medienbeherrschung sowie in den Naturwissenschaften. Fachliches Wissen und überfachliche Kompetenzen dürfen nicht isoliert voneinander vermittelt werden.

V. Soziale Kompetenzen

Der Erwerb sozialer Kompetenzen erfordert reflektierte soziale Erfahrungen. Diese werden begünstigt durch Gruppenunterricht, Teamarbeit und Konfliktlösungsaufgaben.

VI. Werte erfahren

Orientierung im Wandel setzt – auch und gerade in Bildungseinrichtungen – Gelegenheiten zum Erfahren und Reflektieren von Werten und zur Entwicklung von Perspektiven voraus.

VII. Kompetenzerwerb in der Lebens- und Arbeitswelt

Kompetenzen werden nicht nur in den klassischen Bildungsinstitutionen erworben, sondern in starkem Maße auch in der Lebens- und Arbeitswelt. Bildungseinrichtungen müssen sich daher noch stärker öffnen für ihr soziales, kulturelles und wirtschaftliches Umfeld. Kompetenzen, die außerhalb von formaler Bildung erworben worden sind, müssen anerkannt und in formale Bildungsprozesse einbezogen werden.

Das vollständige Papier mit dem anhängenden Bericht der Expertengruppe kann als PDF-Datei heruntergeladen werden.