Franziska Buschhaus, Katja Friedrich, Ilka Goetz, Lea Schulz, Daniel Staemmler, Günter Thiele
Neue Medien in der Pädagogik – Herausforderungen für eine nachhaltige Mediengrundbildung für pädagogische Fachkräfte (Kurzfassung 2013)

(Im Rahmen der Initiative "Lernen in der digitalen Gesellschaft" beschäftigte sich die Expertengruppe, initiiert vom Mangel an Implementierungsstrategien von Angeboten zum Erwerb einer medienpädagogischen Grundbildung für pädagogische Fachkräfte mit den notwendigen Voraussetzungen für eine nachhaltige Verankerung entsprechender Bildungsangebote. Zentrale Ziele sind dabei die Etablierung eines umfassenden, komplexen Verständnisses der Mediengrundbildung, die Anregung zur Reflexion eigener Medienerfahrungen sowie Anstöße zur Integration auf allen Ausbildungsstufen.)

"Wirklichkeit ist heute nicht nur vielfältig durch Medien vermittelt, sondern wird von Medien mitdefiniert. Eine Pädagogik ohne Berücksichtigung von Medien ist daher praktisch nicht möglich." (Hoffmann 2010, S. 60)

Leben in der heutigen Welt bedeutet auch Leben in einer digitalisierten Gesellschaft. Die Notwendigkeit, Medienkompetenz durch eine fach- und zielgruppengerechte Förderung zu erwerben, ist demnach unverzichtbar. Für ein erfolgreiches Lernen und Arbeiten mit digitalen Medien braucht es also vor allem eine solide Mediengrundbildung der pädagogischen Fachkräfte, und zwar in allen Fachbereichen und Bildungssektoren. Selbstverständlich kommt dem Bildungsort Schule dabei eine besondere Bedeutung zu, wie zahlreiche Stellungnahmen von Expertinnen und Experten belegen, wie etwa das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF 2010), die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK 1995) oder auch die Initiative Keine Bildung ohne Medien! (KBoM 2011).

Kinder und Jugendliche, so die grundlegende Feststellung, bedürfen einer Unterstützung und Begleitung im Umgang mit Medien, um diese im Sinne einer umfassenden Medienkompetenz wissend, kritisch, selbstbestimmt und kreativ nutzen zu können. Während diese Forderungen bereits vielfach Eingang in die Konzeption von Rahmen plänen und Curricula fanden, variiert deren praktische Realisierung und vor allem die Verbindlichkeit immer noch äußerst stark (vgl. Kammerl/Ostermann 2010).

Zentral für die Konzeption und Verankerung einer medienpädagogischen Grundbildung ist die Orientierung an einem umfassenden, differenzierten Medienkompetenzbegriff, der nicht nur funktionale Kompetenzen im Bereich der Handhabung moderner Technologien, sondern auch reflexiv-produktive Dimensionen integriert.

Beispielhaft hierfür sei das Modell von Gerhard Tulodziecki (1997) genannt, welches insbesondere für die schulische Medienbildung immer wieder herangezogen wird. Dieses umfasst die Dimensionen "Auswählen und Nutzen von Medienangeboten“, "Gestalten und Verbreiten von eigenen Medienbeiträgen“, "Verstehen und Bewerten von Mediengestaltung“, "Erkennen und Aufarbeiten von Medieneinflüssen“ sowie das "Durchschauen und Beurteilen von Bedingungen der Medienproduktion und Medienverbreitung“. Hier wird deutlich, dass diesem differenzierten Medienkompetenzmodell ein ebenso komplexes Verständnis einer medienpädagogischen Grundbildung für Pädagoginnen und Pädagogen folgen muss.

Welche Aspekte eine solche Mediengrundbildung beinhalten sollte, wurde in der Fachwelt bereits ausführlich diskutiert (vgl. u.a. GMK 2011; BMBF 2010; Tulodziecki/ Herzig 2002; Blömeke 2000).

In Auseinandersetzung mit diesen theoretischen Vorarbeiten wurden – angelehnt an Diskussionen in der Initiative "Keine Bildung ohne Medien!“ – die folgenden Dimensionen als unverzichtbare Bestandteile einer differenzierten und nachhaltigen Mediengrundbildung für pädagogische Fachkräfte identifiziert, die den Herausforderungen einer digitalen Gesellschaft gerecht wird.

Medienpädagogische Grundbildung

  • Reflexive Auseinandersetzung mit eigenen Medienerfahrungen und den Medienwelten von unterschiedlichen Alters- und Bevölkerungsgruppen
  • Fähigkeiten zur Förderung von Kompetenzen, um digitale Medien für Selbstausdruck, Kommunikation, Lernen und die Artikulation eigener Interessen aktiv nutzen zu können
  • Fähigkeiten zur Förderung von Informationskompetenz
  • Wissen zum Jugendmedienschutz, zum Recht auf informationelle Selbstbestimmung und zur aktuellen Diskussion um Urheberrechte< /li>
  • Wissen zur Medienentwicklung und ihren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Dimensionen
  • Fähigkeit, medienpädagogische Themen mit dem jeweiligen Fachstudium, der entsprechenden Fachdidaktik und den Praxisanforderungen zu verknüpfen
  • Vor diesem Hintergrund fordert die Expertengruppe eine vor allem auch verbindliche medienpädagogische Grundbildung für alle pädagogischen Fachkräfte.

    Die erst in neueren Positionspapieren enthaltene Forderung "Reflexive Auseinandersetzung mit eigenen Medienerfahrungen und den Medienwelten von Kindern und Jugendlichen“ verweist auf einen wichtigen Zusammenhang, der vom Autorenteam in seiner Relevanz besonders hervorgehoben wird.

    Dabei ist es von besonderer Wichtigkeit, nicht nur die Erstausbildung der pädagogischen Fachkräfte im Blick zu haben, sondern auch an den verschiedenen Bildungs- und Beschäftigungsorten verpflichtende Angebote zur Weiterbildung bereitzustellen.

    Literatur

    • Blömeke, Sigrid (2000): Medienpädagogische Kompetenz. Theoretische und empirische Fundierung eines zentralen Elements der Lehrerausbildung. München: kopaed.
    • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Referat Digitale Medien und Informationsinfrastruktur (Hrsg.) (2010): Kompetenzen in einer digital geprägten Kultur. Medienbildung für die Persönlichkeitsentwicklung, für die gesellschaftliche Teilhabe und für die Entwicklung von Ausbildungs- und Erwerbsfähigkeit, Bericht der Expertenkommission des BMBF zur Medienbildung. URL: http://www.bmbf.de/pub/kompetenzen_in_digitaler_kultur.pdfStand: 15.11.2012.
    • Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) (2011): Medienbildung nachhaltig in der Schule verankern! Positionspapier der GMK, erarbeitet von der Fachgruppe Schule | März 2011. URL: http://www.gmk-net.de/fileadmin/pdf/positionspapier_gmk_fachgruppe_schule.pdf Stand: 31.12.2012.
    • Hoffmann, Bernward (2010): Medienpädagogische Kompetenz in der Sozialen Arbeit. In: Cleppien, Georg/Lerche, Ulrike (Hrsg.): Soziale Arbeit und Medien. Wiesbaden: VS Verlag. S. 55-69.
    • Kammerl, Rudolf/Ostermann, Sandra (2010): Medienbildung - (k)ein Unterrichtsfach? Eine Expertise zum Stellenwert der Medienkompetenzförderung in Schulen, Hamburg. URL: http://www.mahsh.de/cms/upload/-downloads/Medienkompetenz/ma_hsh_studie_medienbildung_web.pdf Stand: 31.12.2012.< /li>
    • Keine Bildung ohne Medien (KBoM) (2011): Bildungspolitische Forderungen. Medienpädagogischer Kongress 2011. URL: http://303279.webtest.goneo.de/kongressdokumentation/keine-bildung-ohne-medienbildungspolitische-forderungen.pdf Stand: 31.12.2012.
    • Tulodziecki, Gerhard (1997): Medien in Erziehung und Bildung - Grundlagen und Beispiele einer handlungs- und entwicklungsorientierten Medienpädagogik. 3. Auflage. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.
    • Tulodziecki, Gerhard/Herzig, Bardo (2002): Computer & Internet im Unterricht. Medienpädagogische Grundlagen und Beispiele. Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor.
    • Quelle: http://dl.collaboratory.de/reports/Ini7_preview.pdf