Medienarbeit: Familien

Eltern-Tipps für die Begleitung Jugendlicher

Eltern erleben Kinder und Jugendliche sehr oft vor dem Bildschirm ihrer Smartphones. Urlaub ohne Internetanschluss ist in einem bestimmten Alter kaum mehr denkbar. Wie sollen sie sich in diesen Situationen verhalten? Einige Tipps:

1. Mediennutzung als Aktivität verstehen.

Schon kleine Kinder müssen lernen, dass sie mit dem Bildschirm nicht andere Bedürfnisse verdrängen oder Langweile überbrücken sollen. Sie sollen Medien mit einem bestimmten Ziel begrenzt nutzen. Das Ziel darf aber Unterhaltung sein.

2. Über Medien und Digitales offen sprechen.

Wer regelmäßig über Erfahrungen mit Medien spricht und dabei Vorurteile im positiven wie negativen Sinn vermeiden kann, signalisiert Kindern und Jugendlichen, dass sie auch Probleme ansprechen können und sollen. Das ist die Basis für eine wirkungsvolle Begleitung.

3. Kinder begleiten und schützen.

Kinder sind im Internet oft überfordert. Schutz versprechen weder Sicherheitseinstellungen von Geräten oder Plattformen noch spezielle Überwachungssoftware. Eltern müssen Kinder begleiten, wenn sie das Netz nutzen. Gefahren können sie oft weder alleine erkennen noch bewältigen. Können die Eltern nicht nachvollziehen, was Kinder im Netz tun, sollten sie ihnen andere Aktivitäten anbieten.

4. Jugendlichen vertrauen.

Eine zentrale Entwicklungsaufgabe von Jugendlichen besteht darin, ein soziales Netz aufzubauen. Die Smartphones sind für sie meist ein wichtiger Weg, mit Freundinnen und Freunden im Kontakt zu bleiben. Dafür brauchen sie eine gewisse Autonomie und das Vertrauen der Eltern, dass sie das gut machen. Vertrauen führt dazu, dass Jugendliche offener sind und von sich aus über Probleme sprechen.

5. Überwachung vermeiden.

Überwachung ist digital leicht möglich, aber kein geschicktes pädagogisches Prinzip. Überwachte Jugendliche finden Wege, die Überwachung zu umgehen; sie lernen nicht dazu.

6. Interesse zeigen und Urteile verschieben.

Erwachsene tendieren dazu, die Mediennutzung Jugendlicher aufgrund ihrer Erfahrungen zu beurteilen: Lesen sie keine Zeitung und »starren« stattdessen auf die kleinen Bildschirme, so wirkt das schnell wie Zeitverschwendung, Zerstreuung, Verblödung. Nur ein interessiertes Gespräch kann auch andere Perspektiven ermöglichen. Deshalb sollten vorschnelle Urteile vermieden werden.

7. Pausen ermöglichen.

Das Smartphone wird schnell zum dauerhaften Begleiter. Es fehlt an Möglichkeiten, darüber nachzudenken, wie es unsere Gefühle und Handlungen verändert. Das können wir nur in Pausen. Das können Ferien ohne Handy sein, oft reicht es aber, während gemeinsamer Essen die Geräte in einen Korb zu legen, sich vorzunehmen, an einem Abend oder einem Ausflug die Smartphones wegzulegen. Das führt nicht dazu, dass alle bessere Menschen werden, sondern dass sie erwünschte von unerwünschten Veränderungen unterscheiden können.

8. Sexting und Mobbing verstehen.

Häufig genannte Gefahren wirken auf Menschen ohne große digitale Kommunikationserfahrung als Bedrohungen, die jederzeit alle treffen könnten. Wer sich einliest, kann verstehen, unter welchen Bedingungen Sexting Probleme verursacht und wie Mobbing-Prozesse off- und online entstehen. Damit lassen sich die Gefahren nicht beseitigen, aber die Angst davor etwas eindämmen.

9. Medienkompetenz erwerben.

Eltern müssen nicht Superuser auf allen Plattformen sein, die Jugendliche verwenden – genau so wenig, wie sie sich nicht wie Jugendliche kleiden müssen, um Modetrends zu verstehen. Aber ohne Medienkompetenz ist eine Begleitung Jugendlicher kaum denkbar. Oft ist es weiterführend, über die eigene Mediennutzung nachzudenken, bevor man sich mit Neuem beschäftigt. Dafür muss Zeit investiert werden, die sich aber auf jeden Fall lohnt.

10. Learning by doing.

Die heutige Kommunikationswelt gab es vor fünf Jahren noch nicht und es wird sie in fünf Jahren auch nicht mehr geben. Niemand kann in der Medienerziehung komplett souverän agieren. Wer jungen Menschen offen begegnet, ihnen zuhört, auch wenn sie Kritik üben, und sich ernsthaft mit ihrer Mediennutzung auseinandersetzt, darf Fehler machen und dabei dazulernen.

Diese Handreichung hat Philippe Wampfler konzipiert. Sie darf unter der Lizenz CC – BY verwendet werden.

Quelle

Der Autor ist erreichbar unter wampfler@schulesocialmedia.com