Stellungnahme der Fachgruppe "fast forward" der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) zur Kinder- und Jugendnetzpolitikinitiative des BMFSFJ (2012)

Wir, die Fachgruppe "fast forward" in der GMK, begrüßen die von der Ministerin gestartete Initiative "Dialog Internet" und sehen sie als wichtigen Schritt des BMFSFJ, um die Herausforderungen, die sich im Bereich der Kinder- und Jugendpolitik angesichts einer mediendurchdrungenen Gesellschaft stellen, in den Blick zu nehmen und die Medienkompetenzerziehung fachlich zu begleiten. Wenngleich wir als Beobachtende dieses Prozesses zwischenzeitlich nicht immer erkennen konnten, worauf der Dialog hinauslaufen wird, sehen wir in den erarbeiteten Handlungsempfehlungen einen wichtigen und fachlich fundierten Beitrag zur oben genannten Frage. Insbesondere begrüßen wir, dass in den Handlungsempfehlungen aller Unterarbeitsgruppen die Förderung von "Medienkompetenz" als zentraler Punkt herausgehoben wurde.

Angesichts dieser fachlichen Expertise nehmen wir mit Verwunderung zur Kenntnis, dass bei der Vorstellung der ersten drei Initiativen im "Dialog Internet" am 13.12.2011 vorrangig der Schutzgedanke akzentuiert wurde, die Förderung von Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen hingegen nur am Rande auftauchte (beispielsweise in Online-Newsmeldungen vom 16.12. und 13.01. sowie in der PDF-Datei "Handlungsempfehlungen November 2011").

Dies wird unsere Meinung nach dem inhaltlichen Prozess des letzten Jahres nur unzureichend gerecht. Wir halten diese einseitige Fokussierung für problematisch, da wir die Gefahr sehen, dass dadurch der zentrale Gedanke des Medienkompetenzerwerbs in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich an Bedeutung verliert. Die am 13.12. fokussierten Ergebnisse erwecken den Eindruck, mit technischen Schutzmaßnahmen ließen sich die Herausforderungen, die sich Kindern und Jugendlichen in unserer von Medien durchdrungenen Gesellschaft stellen, bewältigen.

Auch wenn wir die Gestaltung eines "sicheren Surfraumes" gerade für jüngere Kinder befürworten sehen wir noch einen deutlichen Diskussionsbedarf in der konkreten Ausgestaltung. Zudem ist der beste Schutz wenig wirksam, wenn die Akteure nicht in ihrem Medienhandeln gestärkt werden. Erforderlich sind hierzu medienpädagogische Maßnahmen für Kinder und Jugendliche, eine Erziehung durch medienkompetente Eltern sowie eine fachliche Begleitung durch pädagogisch Handelnde vor Ort. Zahlreiche medienpädagogische Akteure und Institutionen sind bereits in diesem Arbeitsfeld aktiv und könnten durch eine intensivere Förderung ihre Betätigungsfelder erweitern. Gerade hier könnten der Bund und die Initiative "Dialog Internet" wertvolle Signale setzen.

Die Fachgruppe "fast forward" der GMK würde es begrüßen, wenn die angekündigten Maßnahmen und Initiativen zur Kompetenzförderung in ihrer inhaltlichen Vielschichtigkeit kommuniziert, konkretisiert und zeitnah umgesetzt werden!