Landesverband Berlin der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Partizipation und digitale Teilhabe in der sozialen Stadt, Beschluss des Landesparteitages, 27.10. 2012

Der Landesparteitag der Berliner SPD hat unter dem Titel "Partizipation und digitale Teilhabe in der sozialen Stadt" einen differenzierten neunseitigen Leitantrag beschlossen.

Gliederung:

  • I. Worum es geht: Eine neue soziale Frage
  • II. Konsequent für Selbstbestimmung und digitale Teilhabe
  • III. Die digitale Teilhabe in der Sozialen Stadt ermöglichen
  • 1. Mit Informationen und Medien souverän und kompetent umgehen
  • 2. Freien Zugang zu Wissen und Daten in der Stadt ausbauen
  • 3. Partizipieren und Berlin transparent machen
  • 4. Soziale Teilhabe sichern und stärken
  • 5. Persönliche Daten schützen
  • 6. Rundfunk digitalisieren
  • 7. Berlin effizient verwalten
  • 8. Politik zur digitalen Teilhabe („Netzpolitik“) in Berlin organisatorisch verankern
  • 9. Wirtschaftliche Chancen durch Digitale Teilhabe erschließen
  • 10. Beteiligungs- und Kommunikationsmöglichkeiten der Berliner SPD weiterentwickeln

Wir dokumentieren hier den Abschnitt III. 1. In ihm wird anfangs eine etwas "eigenwillige" Unterscheidung zwischen Medienkompetenz und Informationskompetenz vorgenommen – bei stark verkürztem Verständnis von Medienkompetenz. Anschließend wird jedoch in dem in Fachkreisen üblichen umfassenden Verständnis gefordert, Medienpädagogik als Querschnittsaufgabe in Schule und Lehrerbildung verbindlich zu berücksichtigen. Unseren Vorschlägen folgend "wird die Einrichtung eines Runden Tisches zur Medienkompetenzförderung empfohlen, um ein "Gesamtkonzept Medienkompetenz“ für alle BerlinerInnen zu entwickeln."

"Mit Informationen und Medien souverän und kompetent umgehen

Fähigkeiten zur interaktiven Kommunikation, zur kompetenten Mediennutzung, zur kritischen Auseinandersetzung mit Informationen sowie Kenntnisse der Produktionsbedingungen sind notwendiges Rüstzeug zu Partizipation und digitaler Teilhabe. Ein Mehr an Informations- und Medienkompetenz sowie gesicherter Daten- und Verbraucherschutz sind erforderlich, um sich für die Herausforderungen der Digitalisierung zu wappnen, und müssen gegenüber oft aktionistisch anmutenden Versuchen staatlicher Überwachung und Reglementierung des Netzes den Vorrang genießen.

Für die Zukunft wollen wir alle Kräfte bündeln, um die Medienkompetenz zu stärken. Neben Medienkompetenz, d.h. Umgang mit neuen Medien im technischen und organisatorischen Sinn ist es auch wesentlich Informationskompetenz zu vermitteln. Informationskompetenz bedeutet, dass man in der Lage ist, Informationen an der richtigen Stelle zu finden, aber man muss auch in der Lage sein, diese zu bewerten, d.h. darüber nachzudenken, ob diese Information richtig ist und man dieser Information trauen kann. Informationskompetenz heißt aber auch, Informationen nicht ohne die Nennung von Quellen zu übernehmen, sondern durch korrekte Verweise und korrektes Zitieren anderen Personen es zu ermöglichen, die Schritte zur Beschaffung und Verwendung dieser Information nachzuvollziehen.

Informationskompetenz und Medienkompetenz sind dabei als gleichrangig zu behandeln. Wir wollen, dass gerade für Eltern, Lehrkräfte, Kinder und Jugendliche z.B. in Bildungs- und Jugendeinrichtungen das Thema Medienkompetenz stärker vermittelt wird. Dabei verstehen wir Medienpädagogik als Querschnittsthema in den Bildungsplänen, nicht als zusätzliches Fach.

Deswegen muss Medienpädagogik als Querschnittsaufgabe auch im Vorbereitungsdienst und bei der Lehrerfortbildung ebenso wie in den verschiedenen pädagogischen Studiengängen und Ausbildungen durchgängig und verbindlich berücksichtigt werden.

Es liegt auch in der Verantwortung der Schule, die Kompetenzen zu vermitteln, die erforderlich sind, um Medien kritisch zu konsumieren und produktiv in die Arbeits- und Lebenswelt einbeziehen zu können. Deshalb ist die Computernutzung erst nach dem Erlernen von Schreiben und Rechnen zu lehren. Die Schule erreicht wirklich alle Kinder und Jugendliche und kann ihnen die Chance bieten, zu emanzipierten Mediennutzerinnen und -nutzern zu werden. Medienkompetenz ist eng verbunden mit selbstverantwortlichen, kooperativen Lernprozessen und damit ein zentraler Schlüssel, über die Schulzeit hinaus, für ein lebensbegleitendes Lernen.

In Berlin gibt es zwar Bildungsinitiativen zur Stärkung von Medienkompetenz wie z.B. den eEducation-Masterplan und das Landesprogramm Jugendnetz-Berlin.de, es fehlt jedoch an einem integrierenden Gesamtkonzept, das alle hier genannten Handlungsfelder einbezieht. Deshalb wird die Einrichtung eines Runden Tisches zur Medienkompetenzförderung empfohlen, um ein „Gesamtkonzept Medienkompetenz“ für alle BerlinerInnen zu entwickeln. Die Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg ist dabei einzubeziehen.

Technische Geräte und Algorithmen, also technische Anleitungen zur Lösung eines Problems, beeinflussen täglich unser Leben. Um diese zu verstehen und zu nutzen sowie die jeweiligen Chancen und Herausforderungen selbstbestimmt abzuschätzen, bedarf es eines grundlegenden Wissens. Die SPD Berlin setzt sich deshalb dafür ein, den Informatik-Unterricht an den Berliner Schulen zu stärken." (S. 4 f)

Der komplette 9-seitige Beschluss kann als PDF-Datei heruntergeladen werden.