Zwischenergebnisse der UAG "Medienkompetenz" (Chancen)

zusammengestellt von Dagmar Hoffmann (STAND 19.4.2011)

1. Die UAG spricht sich für eine dauerhafte, nachhaltige und umfassende sowie zielgruppenorientierte Medienkompetenzvermittlung aus!

Aus Sicht der UAG mangelt es nicht an erfolgreichen Modellen zur Medienkompetenzförderung, doch aufgrund der Entwicklungen neuer Internetangebote und -dienste müssen diese fortlaufend weiterentwickelt werden. Ziel sollte es sein, aktuelle Technologien und Anwendungen wissenschaftlich zu begleiten, die Folgen einzuschätzen und bei Bedarf medienpädagogisch zu reagieren. Bereits bei der Entwicklung neuer Dienste und Angebote sollten die Konsequenzen für den Einsatz von Jugendschutzbeauftragten, Medienscouts oder von anderweitig kompetenten Ansprechpartnern in den Bildungseinrichtungen oder bei den Anwendungsanbietern eingeplant werden.

Aktuell bestehen Defizite vor allem im Bereich einer nachhaltigen und finanziell gesicherten Medienkompetenzvermittlung. Gute Ansätze, Projekte und Materialien werden leider nicht nachhaltig gefördert und nicht flächendeckend bereitgestellt. Darüber hinaus gilt es, medienpädagogische Maßnahmen so zu konzipieren, dass diejenigen erreicht werden, die von einer spezifischen Thematik direkt betroffen sind (etwa von Abmahnungen, Cybermobbing etc.). Medienkompetenzvermittlung sollte in die von Kindern und Jugendlichen häufig genutzten Internetangebote, -dienste und Medienkanäle integriert werden, weil Lernen dort stattfindet, wo sie agieren. Besondere Angebote für Eltern und Familien sollten ergänzend dazu kommen.

2. Eine effektive Medienkompetenzvermittlung bedarf einer stärkeren Vernetzung bestehender Projekte und eines verbesserten "Marketings"!

Vorhandene medienpädagogische Expertisen und Ressourcen sollten stärker gebündelt und vernetzt werden, Experten und Projektverantwortliche sollten sich komplementär unterstützen. Es bedarf regionaler Anlauf- und Beratungsstellen und überregionaler Koordinierungszentren. Ziel könnte eine koordinierende Stelle für Medienbildung in jeder Stadt und in jedem Landkreis sein, die alltags- und praxisnah vorhandene Angebote vernetzt und eigene Beratungs- und Fördermaßnahmen in verschiedenen Handlungsfeldern durchführt. Wie diese Koordinierungsstellen mit bestehenden Einrichtung vernetzt und an diese "angedockt" werden, wäre modellhaft zu erproben.

Erfolgreiche Projekte als auch existierende Materialien sollten besser bekannt gemacht werden auch unter Gesichtspunkten einer attraktiven Darstellung und zielgruppengerechten Ansprache. Eine Bestandsaufnahme könnte Doppelungen in Portal- und Informationsangeboten minimieren und eine kontinuierliche Optimierung erfolgreicher Angebote inkl. begleitender Evaluationen zur Angebotsstruktur und Nutzung gewährleisten.

3. Ziel sollte eine stärkere Problemsensibilisierung und Mobilisierung von Eltern, Erziehern/innen und Pädagogen/innen in Sachen Medienkompetenzvermittlung sein!

Medienkompetenzförderung sollte als zentrale Bildungsaufgabe begriffen und in einer mediatisierten Gesellschaft als absolut notwendige Lern- und Lehraufgabe betrachtet werden. Entsprechend wären dafür Lernräume und Lernzeiten einzuplanen. Gefördert und ausgebaut werden sollten a) die berufsbegleitende Qualifizierung von Multiplikator/innen, die bereits mit Kinder, Jugendlichen und Familien arbeiten, sowie b) die peer-to-peer-education als auch c) weitere kontinuierliche pädagogische Aus- und Fortbildungsangebote. Da mediale Kommunikation heute in den Lebens- und Arbeitswelten selbstverständlich ist, sollte Medienkompetenzvermittlung ein verbindlicher Bestandteil des Berufsprofils von allen (!) pädagogischen Fachkräften sein. Erzieher/innen und Lehrkräftesollten ihre Ausbildung nicht ohne Kompetenzen zur Medienbildung abschließen. Es wird u.a. vorgeschlagen, dass jede Schule ein fächer- und jahrgangsübergreifendes Medienbildungskonzept als Teil des Schulprogramms entwickelt und umsetzt.

Nach Einschätzung der UAG besteht derzeit ein gravierender Mangel an Angeboten in der Ausbildung pädagogischer Fachkräfte. Es fehlt zudem an einer Verzahnung von schulischer und außerschulischer Medienpädagogik und an kollaborativen Modellen, die Eltern und Familien einschließen. Es sollte ein Pool von Referenten/innen und externen Medienpädagogen/innen eingerichtet werden, der die Nachfrage nach Elternabenden und Lehrerfortbildungen bedienen kann. Längerfristig könnten Medienkompetenzprojekte von einem Lehrer/einer Lehrerin als Spezialisten/in koordiniert und unterstützt werden (ähnlich einem Train-The-Trainer-Effekt).

4.Die bestehenden Defizite in den gesellschaftlichen, schulischen und familialen Handlungsfeldern lassen sich durch kontinuierliches Monitoring und Vernetzungen beheben!

Nach Einschätzung der UAG findet die Vermittlung von Medienkompetenz eher punktuell statt. Punktuell sowohl in Bezug auf die Orte, an denen Maßnahmen angeboten werden, als auch in Bezug auf verschiedene Zielgruppen. Um der Bedeutung von Medien im Alltag Rechnung zu tragen und eine solide Basis für einen kompetenten Umgang mit verschiedenen Medien und medialen Erscheinungsformen zu schaffen, sind kontinuierliche Angebote, die Schule und Freizeit vernetzen, zur medialen Produktion befähigen und Reflexionsprozesse anstoßen, erforderlich. Um die sozialisatorischen Einflüsse der Medienentwicklung und Mediennutzung zu begleiten und frühzeitig Veränderungen in der Medienaneignung wahrzunehmen, sind langfristige Forschungsprojekte nötig, die biographische Verläufe dokumentieren und analysieren. Nur durch ein kontinuierliches Monitoring kann eingeschätzt werden, wie sich moderne Medientechnologien sowie multimediale Kommunikations- und Informationsangebote auf Individuen, ihre Bedürfnisse und Nutzungsweisen auswirken.

Medienpädagogische Praxis- und Begleitforschung sind daher erheblich auszubauen, um vorhandene Konzepte und Praktiken zu optimieren und weiter zu entwickeln. Wissenschaftliche Befunde und medienpraktische Erfahrungen sollten konstitutiv für zeitgemäße Kompetenzvermittlungen genutzt werden. Moderne Kommunikationstechnologien werden den Forschungsbedarf erhöhen und dynamische Medienkompetenzmodelle erforderlich machen, die vorrangig mit subjekt-handlungsorientierten Ansätzen operieren werden.

Zentrale Voraussetzungen für eine erfolgreiche medienpädagogische Arbeit sind die Vernetzung von Fachkräften, eine Verzahnung von medienpädagogischer Forschung und Praxis sowie eine kontinuierliche Partizipation am internationalen Austausch.

Quelle:

http://dialog-internet.de/dokumente/unterarbeitsgruppen/medienkompetenz/DialogInternet_Medienkompetenz_Positionspapier_110527.pdf