"Filmkanon" und "Kinderfilmkanon"

Die Bundeszentrale für politische Bildung ließ 2003 von einer 19-köpfigen Expertenkommission einen Filmkanon für die Schule zusammenstellen. Ausgewählt wurden 35 Filme, die die "Basis für eine obligatorische Auseinandersetzung mit dem Film, seiner Bedeutung, seiner Geschichte und seiner Ästhetik im Schulunterricht" bilden sollten:

  • Nosferatu, eine Symphonie des Grauens (D, 1922, Regie: F. W. Murnau)
  • Goldrausch (USA, 1925, Regie: Charlie Chaplin)
  • Panzerkreuzer Potemkin (UdSSR, 1925, Regie: Sergej M. Eisenstein)
  • Laurel & Hardy: Der beleidigte Bläser (USA, 1928, Regie: Edgar Kennedy) und andere
  • Emil und die Detektive (D, 1931, Regie: Gerhard Lamprecht)
  • M – Eine Stadt sucht einen Mörder (D, 1931, Regie: Fritz Lang)
  • Stagecoach (dt. Titel: Ringo, USA, 1939, Regie: John Ford)
  • Der Zauberer von Oz (USA, 1939, Regie: Victor Fleming)
  • Citizen Kane (USA, 1941, Regie: Orson Welles)
  • Sein oder Nichtsein (USA, 1942, Regie: Ernst Lubitsch)
  • Deutschland im Jahre Null (Italien/D, 1948, Regie: Roberto Rossellini)
  • Rashomon (Japan, 1950, Regie: Akira Kurosawa)
  • La Strada (Italien, 1954, Regie: Federico Fellini)
  • Nacht und Nebel (Frankreich, 1955, Regie: Alain Resnais)
  • Vertigo – Aus dem Reich der Toten (USA, 1958, Regie: Alfred Hitchcock)
  • Die Brücke (BRD, 1959, Regie: Bernhard Wicki)
  • Das Appartement (USA, 1960, Regie: Billy Wilder)
  • Außer Atem (Frankreich, 1960, Regie: Jean-Luc Godard)
  • Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben (USA, 1964, Regie: Stanley Kubrick)
  • Blow Up (GB, 1966, Regie: Michelangelo Antonioni)
  • Das Dschungelbuch (USA, 1967, Regie: Wolfgang Reitherman)
  • Ich war neunzehn (DDR, 1969, Regie: Konrad Wolf)
  • Der Wolfsjunge (Frankreich, 1969, Regie: François Truffaut)
  • Alice in den Städten (BRD, 1973, Regie: Wim Wenders)
  • Taxi Driver (USA, 1975, Regie: Martin Scorsese)
  • Die Ehe der Maria Braun (BRD, 1978, Regie: Rainer Werner Fassbinder)
  • Stalker (UdSSR, 1979, Regie: Andrej Tarkowski)
  • Blade Runner (USA, 1981, Regie: Ridley Scott)
  • Sans Soleil - Unsichtbare Sonne (Frankreich, 1982, Regie: Chris Marker)
  • Shoah (Frankreich, 1985, Regie: Claude Lanzmann)
  • Ein kurzer Film über das Töten (Polen, 1987, Regie: Krzysztof Kieslowski)
  • Wo ist das Haus meines Freundes (Iran, 1988, Regie: Abbas Kiarostami)
  • Der Eissturm (USA, 1997, Regie: Ang Lee)
  • Das süße Jenseits (Kanada, 1997, Regie: Atom Egoyan)
  • Alles über meine Mutter (Spanien, 1999, Regie: Pedro Almodóvar)

In der Publikation Holighaus, A., (Hrsg), Der Filmkanon, Bundeszentrale für politische Bildung 2006, 272 S., werden die ausgewählten Filme in Texten und Bildern ausführlich vorgestellt. Die Publikation ist gegen eine "Bereitstellungs- pauschale" von 4,00 EURO bei der Bundeszentrale erhältlich.

MediaCulture-Online hat Informationen zu den Filmen des Filmkanons gesammelt, die verdeutlichen, worin die besondere Bedeutung der jeweiligen Filme liegt. Außerdem sind dort Handouts und Texte zusammengestellt, die zur Auseinandersetzung mit dem Thema Film anregen können.

Verfahren und Ergebnis der Erstellung des Filmkanons sind nicht unumstritten und waren Anstoß für eine lebhafte Debatte. Vielfach kritisiert wurde insbesondere, dass von den 35 Filmen nur sechs für Kinder unter zwölf Jahren geeignet sind. Die Fachzeitschrift "Kinder- und Jugendfilm-Korrespondenz" und der Bundesverband Jugend und Film e.V., der Zusammenschluss von über 1.000 Kinder- und Jugendfilmclubs in Deutschland, ließen deshalb über eine Umfrage unter 25 Kinderfilmexpertinnen und -experten eine Empfehlungsliste mit Filmen für Schulkinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren erstellen, den "Kinderfilmkanon":

  • The Kid, Charles Chaplin, USA 1921, Altersempfehlung: ab 6 Jahren
  • Die Abenteuer des Prinzen Achmed, Lotte Reiniger, Deutschland 1924 - 1926, Altersempfehlung: ab 6 Jahren
  • Emil und die Detektive, Gerhard Lamprecht, Deutschland 1931, Altersempfehlung: ab 6 Jahren
  • Der Zauberer von Oz, Victor Fleming, USA 1939, Altersempfehlung: ab 8 Jahren
  • Die Geschichte vom kleinen Muck, Wolfgang Staudte, DDR 1953, Altersempfehlung: ab 6 Jahren
  • Das Dschungelbuch, Wolfgang Reitherman, USA 1967, Altersempfehlung: ab 6 Jahren
  • Der Wolfsjunge, François Truffaut, Frankreich 1969, Altersempfehlung: ab 10 Jahren
  • Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, Vaclav Vorlicek, CSSR/DDR 1973, Altersempfehlung: ab 6 Jahren
  • E. T. - Der Außerirdische, Steven Spielberg, USA 1982, Altersempfehlung: ab 8 Jahren
  • Flussfahrt mit Huhn, Arend Agthe, Bundesrepublik Deutschland 1983, Altersempfehlung: ab 8 Jahren
  • Ronja Räubertochter, Tage Danielsson, Schweden/Norwegen 1984, Altersempfehlung: ab 8 Jahren
  • Auf Wiedersehen Kinder, Louis Malle, Frankreich 1987, Altersempfehlung: ab 10 Jahren
  • Wo ist das Haus meines Freundes, Abbas Kiarostami, Iran 1988, Altersempfehlung: ab 8 Jahren
  • Kiriku und die Zauberin, Frankreich/Belgien/Luxemburg 1998, Altersempfehlung: ab 8 Jahren

"Diese Filme bieten Kindern einen hervorragenden Einstieg in die Beschäftigung mit Filmen und sie wecken Lust auf Kino. Schon bei ca. zwei Filmen pro Schuljahr lernen Kinder den Film von seinen auch heute noch amüsanten Anfängen kennen, sehen populäre Filme ebenso wie anspruchsvolle Werke."

Zusammengestellt von Günter Thiele, aktualisiert 5.12.2008