Creative Commons: Wie funktioniert das?

Schnell mal ein im Internet gefundenes Bild auf die eigene Webseite stellen. Das selbstgemachte Urlaubsvideo mit Musik der Lieblingsband unterlegen und bei Youtube hochladen. Die Powerpoint-Präsentation mit fremden Motiven aufpeppen, Songs herunterladen. All das ist illegal und kann teuer werden. Denn die meisten Werke sind urheberrechtlich geschützt, vierstellige Abmahngebühren plus Anwaltskosten können die Folge sein.


Die Alternative: Creative Commons

Wer stattdessen kreative Werke nutzt, die unter einer Creative-Commons-Lizenz stehen, hat diese Probleme nicht. Creative Commons (CC, etwa "kreatives Allgemeingut") ist eine Art Urheberrecht des Internet-Zeitalters, das auf die Herausforderungen der digitalen Technologien antwortet und eine flexiblere Handhabung von Urheberrechten erlaubt. Beispielsweise kann ein Fotograf, der ein Bild CC-lizenziert, anderen erlauben, es zu nicht-kommerziellen Zwecken zu kopieren und zu nutzen. Die kommerziellen Rechte bleiben beim Urheber. "All rights reserved" (alle Rechte vorbehalten), das Prinzip des klassischen Urheberrechts, ersetzt CC mit "some rights reserved" (einige Rechte vorbehalten).


Wer steht hinter Creative Commons?

Lawrence Lessig, Stanford-Professor und einer der wichtigsten amerikanischen Verfassungsrechtler, hat zusammen mit weiteren Juristen und Netzaktivisten diese Initiative 2002 ins Leben gerufen. Derzeit gilt es in weltweit 36 Ländern. CC ist eine gemeinnützige Organisation. Ihr erklärtes Ziel: Das Urheberrecht so zu gestalten, dass es den Bedürfnissen der Urheber und der Konsumenten entspricht. Lessig will CC nicht als Angriff auf das klassische Immaterialrecht verstanden wissen, sondern als eine Alternative. Welche Spielart des Urheberrechts gewählt wird, entscheidet letztlich der Urheber.


Wo finde ich freie Inhalte?

Auf der Fotoplattform Flickr gibt es über 36 Millionen Bilder, die die Rechte-Inhaber unter bestimmten Bedingungen freigegeben haben. Aber auch Filme, Texte und Musik stehen frei im Netz zur Verfügung. Wer nach freien Sound-Schnipseln sucht, wird bei den Projekten freesound.edu oder ccMixter fündig. Archive.org hält freie Videos auf Abruf, beispielsweise den Lehrfilm "Duck and Cover" von 1951, der Kinder - unfreiwillig komisch - über das Verhalten bei einem Atomschlag aufklärt. Auch alle auf der Videoplattform revver.com eingestellten Filme stehen unter einer CC-Lizenz.

Das Projekt Gutenberg ist ein Paradies für Leseratten, viele digitalisierte Bücher sind dort erhältlich. Die meisten sind gemeinfrei, das heißt, dass das Urheberrecht ausgelaufen ist.

Suchmaschinen wie Google oder Yahoo ermöglichen es, nur nach freien Inhalten zu suchen. Für den Firefox-Browser gibt es ein Plug-In (ein kleines Zusatzprogramm), das CC-lizenzierte Webseiten beim Surfen automatisch anzeigt. Geschätzt gibt es rund 60 Millionen CC-lizenzierte Inhalte im Web.


Selbst lizenzieren - So funktioniert es

CC bietet auf ihrer Homepage eine ganze Palette von Lizenzvarianten kostenlos an. Die weitestgehende gibt sogar die kommerzielle Nutzung frei, andere Lizenzen erlauben lediglich die Weitergabe zu privaten Zwecken. Hat man die gewünschte Lizenz beispielsweise für einen Film ausgewählt, präsentiert die CC-Webseite den Lizenztext. Damit andere erkennen können, dass das Video CC-lizenziert ist, integriert man einen kleinen Button in seine eigene Webseite. Der Button zeigt an, welche Rechte der Urheber tatsächlich freigibt. Das funktioniert auf drei Ebenen: Klickt man auf den Button, kommt man auf eine Seite, die juristischen Laien erklärt, was sie mit dem Film tun dürfen - kopieren beispielsweise. Damit Suchmaschinen diese besonderen Inhalte finden, gibt es den Lizenztext auch in maschinenlesbarem Code. Schließlich kann man sich den Lizenztext auch in juristischer Fachsprache anzeigen lassen - die CC-Lizenzen bestehen vor Gericht. Und wer keine Webseite hat und seinen Film trotzdem frei lizenzieren möchte, der vermerkt die Lizenzart einfach im Abspann des Films.


Die Möglichkeiten im Netz ausprobieren

Warum erlauben so viele Menschen, dass andere ihre Werke nutzen dürfen? Die Beweggründe sind unterschiedlich: Manche nutzen CC als Strategie, um die Verbreitung ihrer Werke zu sichern. Dass sich das später finanziell auszahlt, ist nicht ausgeschlossen: Die bei weitem meistgenutzten CC-Lizenzen untersagen eine kommerzielle Nutzung - die kann sich der Urheber immer noch abkaufen lassen. (Siehe dazu auch der Artikel "Mit dem Verschenken verdienen?"). Viele Musiker, Fotografen, Autoren oder Filmemacher - egal ob Laien oder Profis - knüpfen mit dem freien Tauschen einfach an ein im Netz populäres Prinzip an. Information wächst schließlich durch Teilung - und damit vielleicht auch der Ruhm der Urheber.

Autorin/Autor: Meike Richter
Stand: 20.11.2007 09:26
Der Text dieses Beitrags ist verwendbar unter den Bedingungen der CC-Lizenz BY-NC-ND.
Quelle: NDR